Wie ihr wisst, war ich in diesem Jahr zum ersten Mal bei der FIBO 2018 in Köln. Eigentlich war meine kleine Schwester schuld daran: Sie ist ein totaler Fitness-Freak, traininert mindestens fünf Tage die Woche im Fitnessstudio. Für sie war es der große Traum in diesem Jahr zur weltgrößten Fitness- und Gesundheitsmesse zu reisen. Und weil ich eine tolle Schwester bin, habe ich sie begleitet. Völlig uneigennützig natürlich.
Vier Tage lang treffen sich Fitnessverrückte aus der ganzen Welt, um sich in Köln über die neuesten Trends, Klamotten und Nutrition-Entwicklungen zu informieren. Trainingsgeräte werden getestet und neue Sportarten ausprobiert. Alle trinken Protein-Shakes und essen irgendwelche Riegel. Und mittendrin, zwischen all den zahlreichen Messeständen, tummeln sich Instagram-Stars, Influencer und YouTuber. Aber auch echte Experten im Bereich Fitness und Ernährung.
Komm in meine muskulösen, verschwitzten Arme, Kleines!
Die Fitness-Gurus der sozialen Netzwerke repräsentieren Firmen und Marken, lassen sich mit ihren Fans fotografieren oder gemeinsam mit echten Promis der Branche auf eine Bühne stellen. Dazwischen posieren Bodybuilder und Muskelmodels, Gewichts-Champions und Athleten. Wer will, kann und darf sich mit ihnen fotografieren lassen.
Es ist wie ein großes Klassentreffen. Ein Klassentreffen aus muskulösen, durchtrainierten verschwitzten Menschen. Und denen, die sich stundenlang in einer Menschenschlange anstellen, um eben diese Schwitzemenschen einmal im Leben persönlich zu treffen. Zumindest in Halle 10.2 ist das so. Diese hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie ihr merkt.
Die FIBO 2018 als Sammelbecken für Sportverrückte
Was man angesichts solcher Eindrücke beinahe vergisst: Auch Normalsterbliche besuchen die FIBO 2018. Menschen wie du und ich. Menschen, die zwar auch eine Leggings tragen, weil man das nun mal so macht bei der FIBO, die darin aber nicht besonders sportlich aussehen. Menschen, die unglaublich fasziniert von der ganzen Sache sind – und das völlig zurecht.
Noch nie habe ich auf einer Stelle so viele Menschen gesehen, die sich für ein und dieselbe Sache interessierten: Sport und Gesundheit. Das muss es auch sein, was all die individuellen Charaktere vor Ort trotz ihrer Unterschiedlichkeit vereint. Ich hatte damit gerechnet, zwischen lauter Mädchen in bauchfreien Tops und mit Größe XS schief angeschaut oder belächelt zu werden. Doch Fehlanzeige. Hier kann jeder er selbst sein und existiert ganz nach freiem Dünken neben allen anderen.
Und überrall ist Liebe – von Narzissmus bis Nächstenliebe
Statt einem “Was willst du denn hier?” gibt’s regelmäßig ein “Schön, dass du auch da bist!” zu hören. Die Messebesucher freuen sich. Über die Messe, über sich selbst, vor allem aber über das Zusammengehörigkeitsgefühl, das auf der FIBO herrscht. Klingt irgendwie esoterisch? Ich weiß. Ist mir auch beinahe ein wenig peinlich, dass ich das so schreiben muss. Mir wäre auch lieber gewesen, es hätte irgendwo einen Bitch Fight gegeben, der es mir ermöglicht hätte, eine spannende Anekdote zu schreiben.
“Ihr werdet es nicht glauben, in Köln ging’s genau so zickig vor, wie ich es befürchtet habe”, hätte ich augenrollend geschrieben. Eine Shanaya hätte sich womöglich mit einer Beverly angelegt. Weil diese ihr die letzte viel zu enge Beyond-Limits-Leggins in Kim Kardashians Lieblings-Beige vor der Nase weggeschnappt hat. Sie hätten sich gegenseitig an den Extensions gezogen und die getannten Arme verkratzt. Und ich wäre in meinem Vorurteil bestätigt worden, dass dieser ganze Fitness-Hype seltsame Ausmaße angenommen hat.
Oder ich hätte mich über die aufgepusteten Muskelprotze lustig gemacht, die alle für sich aber leider ganz fürchterlich nett und zuvorkommend waren. Hätte es Türen gegeben, hätte sie mir ständig jemand ganz Gentleman-like aufgehalten. Davon bin ich wirklich überzeugt.
FIBO, ich glaube, ich habe mich ein wenig in dich verliebt
Hat man sich erstmal auf die FIBO eingelassen und übersieht man, dass eine Flasche stilles Wasser um die 4,50 Euro kostet, kann man jede Menge Spaß haben. Irgendwann stört es einen auch nicht mehr, dass männliche Fitnessmodels sich während des Gesprächs einfach das T-Shirt vom Leib reißen und so tun, als wäre es das Normalste auf der ganzen Welt.
Der Drang, fremde Menschen anzufassen, weil deren Körper einen zutiefst faszinieren, wird irgendwann schwächer. Vielmehr passt man sich an, wird selbst ein recht verschwitzter Sportfreund, der voller Ethusiamus Dinge ausprobiert und sich von den Neuheiten mitreißen lässt.
Und spätestens während der FIBO 2018-Party, wenn man genüsslich an seiner 8-Euro-Weinschorle nippt und den Anblick twerkender Messe-Mädchen auf der Bühne genießt, die die Umbaupause der Liveband nutzen, um sich in die Instagram-Storys aller Anwesenden zu tanzen, wird einem klar: Eigentlich ganz nett hier. Vielleicht sollte ich nächstes Jahr wiederkommen. Dann aber sicherlich länger als nur Samstag und Sonntag.
Ich, Nina, Jahrgang 1986 und Gründerin des Blogs “Ich mach dann mal Sport”, bin Zeit meines Lebens verliebt in Wort und Schrift. Jetzt nehme ich euch mit auf meine Suche nach Motivation und meinen Weg zu mehr Fitness.