Mein Mann hat Kampfsport als Training für sich entdeckt. Nach einer Stunde BodyCombat kam er völlig erschöpft nach Hause und klagte mir sein Leid. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn trösten oder über ihn lachen sollte. “Wenn du das so witzig findest, dann besuche doch einfach auch mal so einen Kurs. Falls du es überhaupt länger als ein paar Minuten aushältst”, sagte er. Challenge accepted! Denn als starke, emanzipierte Frau lasse ich mich von ein bisschen Martial-Arts-Training natürlich nicht einschüchtern. Also habe ich einen BodyCombat-Kurs besucht. Was ich dann erlebte, machte mich fassungslos.
Manch einer von euch weiß bereits, dass ich kein großer Fan von Sportkursen bin. Ich möchte mich nicht mit einer Gruppe Menschen zum gemeinsamen Schwitzen verabreden, sondern das lieber ganz für mich tun. Deshalb mag ich Fitnessstudios sehr gern, sogar im Sommer. Da habe ich meine Ruhe. Das sieht nicht jeder so wie ich. Viele sehnen sich beim Sporteln nach Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele: Geteiltes Leid ist halbes Leid, gegenseitig motivieren wir uns besser, einem Trainer ist unser Schweinehund völlig egal. Wir müssen also dran bleiben. Ausreden zählen nicht.
Diese Erfahrung durfte ich auch machen, als ich den Bodypump ausprobiert habe. Eine bunt gemischte Gruppe unterschiedlichster Fitnesslevel traf ich da für eine Stunde intensives Training, wie ich es bis dato noch nicht erlebt hatte. Mir war also klar: Einen Kurs von Les Mills würde ich gern mal wieder testen. Doch welchen?
Ein Workout, das von Kampfsport inspiriert wurde? Klingt gut!
Aufgrund meiner neu entdeckten Leidenschaft fürs Boxen bin ich bei meiner Recherche an einem ganz bestimmten Kurs hängen geblieben: BodyCombat. “Kämpf dich fit”, heißt es da. Ich schau leicht verängstigt meinen Mann an. “Perfekt”, sagt der und besucht an meiner Stelle den Kurs. Als er nach Hause kommt, glüht sein Kopf und seine Atmung klingt, als würde ein Katze ein Haarknäuel hochwürgen. Eine halbe Stunde lang bleibt dieses Bild unverändert. Ich bin fasziniert. So sehr, dass ich beschließe, ebenfalls am Kurs teilzunehmen.
Da sich Les Mills damit rühmt, alle Kurse seien für alle Altersklassen und Fitnesslevels geeignet, dürfte das ja eigentlich kein Problem sein. Ich melde mich im Fitness First um die Ecke für eine Stunde BodyCombat am Abend an. Zu Corona-Zeiten findet der Kurs in kleiner, begrenzter Besetzung und unter entsprechenden Hygieneauflagen statt. Zwei der insgesamt 27 Teilnehmer sind zum ersten Mal bei dieser Art des Trainings mit dabei, eine davon bin ich. Spürbar. Nach einer kurzen Begrüßung dröhnt “Real Good Feeling” von On The Larceny aus den Boxen und es starten 60 der anstrengendsten Minuten meines Lebens.
Größte Herausforderung: Das hohe Tempo des Trainings
Bereits beim Warm-up wird mir klar: Die Zeit, um innerlich über meinen erschöpften Mann zu lachen, werde ich während dieses Trainings gar nicht haben. Die Songs der Kurs-Playlist sind treibend, die Abläufe schnell und präzise. Wie auch viele andere Les-Mills-Workouts besteht dieses aus einer festen Choreographie. Das ist definitiv ein großer Vorteil für Stammgäste und alle, die es werden wollen! Für einen Einsteiger wie mich stellt diese temporeiche Choreo allerdings mehr als nur eine Herausforderung dar. Wer sich mal ein erstes Bild davon machen möchte, wovon ich rede, kann hier in ein älteres BodyCombat-Workout reinschauen:
Jede Übungseinheit wird vom Trainer einmal vorgeturnt, dann heißt es: Ab geht die Post. Leicht überfordert blicke ich mich im Kursraum um. Die anderen Teilnehmer haben ihr Martial-Arts-Pokerface aufgesetzt. Sie schlagen und kicken mit einer Inbrunst um sich, die ich an dieser Stelle lobend hervorheben muss. Weil sie es wirklich gut machen, aber auch weil ich ihnen meinen tiefsten Respekt dafür entgegenbringe.
All you can Martial Arts innerhalb einer Stunde
Während ich noch versuche, meine Gliedmaßen kontrolliert einzusetzen und den Bewegungsabläufen der Übungen zu folgen, passen die anderen bereits deren Schwierigkeitsstufe an. Ich bin total fasziniert und bereits nach wenigen Minuten völlig aus der Puste. Kaum habe ich mich an einige Grundausführungen des Tae Bo gewöhnt, wechseln wir in die nächste sportliche Richtung. Kickboxen steht ebenso auf der Agenda wie Capoeira und Boxen. All you can Martial Arts.
Sind vielleicht ein bisschen zu viele neue Eindrücke auf einmal, doch was soll ich machen? Aufgeben ist keine Option. Selbst kleine Atempausen werden vom Trainer aufgrund der geringen Teilnehmerzahl umgehend mit einem spitzen Kommentar quittiert. Weitermachen sollen wir. Immer weitermachen. Irgendwie hat er ja auch recht. Denn wer sich die Zeit nimmt, einen Schluck Wasser zu trinken oder sich mal kurz den Schweiß aus den Augen zu wischen, findet (zumindest während der ersten Trainingsstunde) kaum mehr in den Flow der Übungen rein.
Stress und Wut abbauen durch BodyCombat
Trainer, Musik und die angewandten Kampfsport-Techniken treiben mich, lassen meinen Puls hochschnellen, mein Herz rasen und machen mich wütend. Gar nicht schlecht eigentlich, schließlich soll mir der Kurs auch zum Stressabbau dienen. Woher meine plötzliche Aggression kommt, kann ich nicht sagen. Vielleicht daher, dass unser Trainer uns von fiktiven Gegnern erzählt, die wir mit unseren Moves umhauen. Das schürt in mir beinahe die Lust auf Gewalt. Spielerische Fitness-Gewalt natürlich, nicht Ernstes. Ich möchte nach der Kursteilnahme niemandem das Gesicht grün und blau schlagen, seid unbesorgt.
Vielmehr fühle ich mich nach der Kursstunde zufrieden. Ausgelaugt, am Ende meiner Kräfte, mit zarten Krämpfen in den Muskelregionen, die ich sonst wirklich nie beanspruche. Aber zufrieden. Mein ganzer Körper brennt und das ist gut so, dient BodyCombat doch als Ganzkörper-Training für Arme, Beine, Rücken, Schulter und Bauch. Als ich nach Hause komme, glüht mein Kopf und meine Atmung klingt, als wurde eine Katze ein Haarknäuel hochwürgen. Eine halbe Stunde lang bleibt dieses Bild unverändert. Ich bin fasziniert und denke mir: “Perfekt”. Ich glaube, ich werde es wieder tun. Eines Tages. Wenn ich mich wieder bewegen kann.
Wie viele Kalorien werden bei BodyCombat pro Stunde verbrannt?
Eine ausgiebige Trainingssession BodyCombat dauert 55 Minuten. In dieser Zeit werden Les Mills zufolge bis zu 740 Kalorien verbrannt. Das ist beinahe so eine Wucht wie eure Schläge und Kicks während des Trainings. Zum Vergleich: Bei einer Stunde Laufen verbrennen wir zirka 600 Kalorien, bei einer Kurseinheit Bodypump bis zu 570 Kalorien.
Sind Vorkenntnisse oder Erfahrung nötig?
Les Mills betont stets, dass die von ihnen angebotenen Kurse für alle Fitnesslevels geeignet sind. Ob Sportanfänger oder trainierter Fitnessfreak: Alle kommen bei diesen Kursen auf ihre Kosten. Das geht, weil die Übungen sich stets in ihren Schwierigkeitsgraden variieren lassen. Da die Kurse aber einer festen Choreographie folgen, ist es definitiv ein Vorteil, schon mal eine Stunde BodyCombat besucht zu haben.
Ein bisschen Erfahrung hinsichtlich des Kurses macht es deutlich einfacher, den Ansagen und Übungen des Trainers zu folgen. Die Abläufe im Kurs sind schnell, die Übungswechsel ebenfalls. Wer zum ersten Mal einen BodyCombat-Kurs besucht, wird vermutlich erstmal etwas verzweifeln. Macht aber nichts, die Trainer sind verständnisvoll.
Ist BodyCombat für Sportanfänger geeignet?
Trainer und Anbieter von BodyCombat würden vermutlich sagen: Natürlich! Es ist ein Les-Mills-Kurs, die sind alle für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet! Nach meiner ersten Stunde BodyCombat muss ich allerdings sagen: Puh, weiß nicht. Der Schwierigkeitsgrad der Übungen hat es in sich, auch wenn sich manche Übungen für Sportanfänger “abschwächen” lassen.
Eine gewisse Grundausdauer ist meines Erachtens überlebensnotwendig. Ich bin durchaus etwas trainiert, kam während der Kurseinheit dennoch an meine Grenzen. Es ist nun mal ein schweißtreibendes Ganzkörper-Workout: Arme, Beine, Bauch, Rücken, Po, … es gibt keine Zone und keine Muskeln, die während dieser Trainingseinheit nicht beansprucht werden. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist, dem Kurs als Sportanfänger zu folgen.
Gemeinsam mit mir waren noch drei andere Damen anwesend, die ebenfalls ihre erste Stunde erleben durfen. Von durchtrainiert bis hin zu deutlich übergewichtig waren die Neuankömmlinge unterschiedlichst für den Kurs gewappnet und hielten dennoch bis zum Schluss durch. Geht also. Man muss es nur wollen.
Ist die Sportart gut als Ausdauertraining geeignet?
Absolut. Würde ich BodyCombat nach prozentualem Anteil verteilen, würde Ausdauer 70 Prozent des gesamten Trainings ausmachen. Das Tempo ist gewaltig, die Übungen auch.
Ist die Sportart gut als Krafttraining geeignet?
Nur etwa zehn Prozent des Trainings zielen auf Krafttraining ab. Der Großteil von BodyCombat trainiert die Ausdauer, ein deutlich kleinerer Teil die Koordination. Mehr Martial Arts, weniger Gewichte.
Ist die Sportart für Menschen mit Gelenkproblemen geeignet?
Führt man alle Übungen wirklich sauber und präzise aus und hat einen Trainer, der genau hierauf achtet, mag BodyCombat auch für Menschen mit Gelenkproblemen geeignet sein. Fakt ist aber, dass Gelenkbeschwerden überhaupt erst durch Kampfsportarten ausgelöst werden können. Aufgrund der kraftvollen und schnellen Übungen wird der Bewegungsapparat stark beansprucht. Kampfsportarten werden zumindest von den Krankenkassen also eher mit Einschränken empfohlen.
Ihr hattet vor eurer Teilnahme bei BodyCombat oder anderen Martial-Arts-Trainings noch gar keine Gelenkprobleme, aber danach? Dann solltet ihr bitte unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn erste Beschwerden auftauchen.
Wie abwechslungsreich ist BodyCombat?
Sehr. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Noch mehr Abwechslung innerhalb eines Trainings und ich hätte dem Kursablauf überhaupt nicht mehr folgen können. Der Kurs besteht, wie die meisten Les-Mills-Kurse, aus einer festen Choreographie. Besucht man den Kurs regelmäßig, kann man dieser einigermaßen gut folgen. Doch die Abwechslung bleibt aufgrund der vielen Kampfsportarten, die bei BodyCombat gemixt werden, immer erhalten.
Tae Bo trifft Kickboxen trifft Capoeira trifft Boxen trifft Tai Chi. Vermutlich spielen sogar noch mehr Sportarten in den Trainingsplan rein. Kleine Spinning-Momente und ein paar HIIT-Übungen runden das Ganze schweißtreibend ab. Wem da langweilig wird, der möge mir eine Nachricht schreiben und wir reden darüber.
Das könnte dich auch interessieren:
- Welche Sportart ist die richtige für dich? So findest du es heraus
- Alle Sportarten von A-Z im großen Überblick
- Musik als Motivation! Mit der richtigen Playlist geht das Training wie von selbst
Ich, Nina, Jahrgang 1986 und Gründerin des Blogs “Ich mach dann mal Sport”, bin Zeit meines Lebens verliebt in Wort und Schrift. Jetzt nehme ich euch mit auf meine Suche nach Motivation und meinen Weg zu mehr Fitness.
Eine tolle Seite. Für Sport ist man natürlich nie zu alt. Auch sehr ansprechend finde ich die neuen E-Bikes. Mit einem E-Trekkingbike lassen sich ebenfalls einige Kalorien verbrennen. Nur zu empfehlen.
Da hast du recht – auf einem E-Bike saß ich tatsächlich erst ein einziges Mal. Sollte das noch mal ausprobieren!