Laufen ist auch nur Sex, sagen Läufer - Ich mach dann mal Sport

Meer, Strand, Füße, Frau Laufen ist wie Sex, sagen viele. Jetzt weiß ich, warum. © www.ichmachdannmalsport.de/Nina-Carissima Schönrock

Ich habe etwas hinter mir, das ich nur schwer in Worte fassen kann. Deshalb habe ich diese neu gewonnene Erfahrung in eine Kurzgeschichte gefasst. Diesmal fällt der Text etwas aus dem Rahmen, den ihr sonst von mir gewohnt seid. Das hat mit den Umständen zu tun – und dem Laufen.

Es gibt für Läufer nur eine Sache, die noch besser ist als Sex: Laufen.

In der Luft liegt diese aufregende Mischung aus Hitze, Schweiß, Salz – und Erotik. Der athletische Mittvierziger, mit dem ich am Anfang und am Ende meines Abenteuers für kurze Momente das Vergnügen haben werde, zwinkert mir zu – aber erst nachdem er sich sein Shirt vom Leib gerissen hat.

Sein Sixpack: schimmert im intensiven Licht der Abendsonne. Seine Ausstrahlung: elektrisiert mich und heizt mich an. Seine Bewegung, sein Selbstvertrauen, seine Körperhaltung verrät: Er macht das alles nicht zum ersten Mal. Ich bewundere seine Kondition, seine Unersättlichkeit, seine Erfahrung.

Für einen kurzen Moment scheint es so, als wären unsere Bewegungen, unser Herzschlag ja sogar unsere Emotionen synchron.

“On the run” von NGHTMRE dröhnt aus den Lautsprechern, unserer Körper sind voller kleiner Schweißtropfen, die Lippen schmecken salzig. Mein Körper hat in einen gleichmäßigen Rhythmus gefunden. Ich genieße jede einzelne Auf- und-Ab-Bewegung. Das bleibt auch meinen Gegenübern nicht verborgen.

Eine junge Griechin im eng anliegenden Bustier und Bikini-Höschen lächelt mir zu. Beinahe hätte ich sie nicht bemerkt, so bin ich in Trance. Ihre Augen verraten mir: Ihr geht es genau so, sie versteht mich. Ich erhasche ein laszives Winken von ihr, dann ist unser magischer Moment vorbei.

Ich komme an meine Grenzen. So gut es sich anfühlt, so befreiend, so wild, so einmalig, so unerträglich wird der Schmerz, der sich schleichend in meinem Körper ausgebreitet. Meine Beine zittern von der steten Anspannung. Nach einer Stunde und sechs Minuten kapituliere ich vor mir selbst, der Natur und dem ungewohnten Parkett, auf dem ich mich bewege. Genau das trägt die griechische Schönheit von mir fort und fordert mir gleichzeitig so einiges ab. Schließlich bin ich es doch sonst gewohnt, es auf kühlem Teer oder auf weichen Waldböden zu tun.

So lange habe ich es noch nie getan.

Ich halte an, atme tief ein und aus. Es ist vorbei. Ein Endorphin-Rausch überkommt mich. Ich habe es geschafft. Ich lasse mich in den Sand fallen, das Meer umspült meine müden nackten Füße. Acht Kilometer. Acht. Kilometer. Für einen Laufanfänger gar nicht schlecht, denke ich in meinem Rausch der Gefühle, und freue mich schon aufs nächste Mal.

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