Wow, nur noch wenige Tage, dann ist das Jahr schon wieder vorbei! Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: “Das ging aber fix.” Nein, ging es nicht. Es hat sich gezogen. Schöne Augenblicke verflogen viel zu schnell, madige Momente hielten sich wie Haare im Duschabfluss – und riefen bei näherer Betrachtung ein ähnliches Gefühl in mir hervor. Doch eines zog sich zuverlässig durchs Jahr wie eine rote Linie: Schweiß. Ein kleiner, etwas anderer Jahresrückblick 2018.
Eigentlich finde ich Jahresrückblicke fürchterlich. Interessiert mich jemand, sorgt mein Stalker-Gen dafür, dass ich ohnehin weiß, dass derjenige das ganze Jahr über getrieben hat. Dafür brauche ich keine dramaturisch aufwändig aufbereitete Übersicht. Warum also sollte sich irgendjemand durchlesen, was ich hier nun schreibe? Gute Frage. Eine befriedigende Antwort darauf habe ich nicht, eher eine wage Erklärung: Ihr habt mich durch 2018 hindurch begleitet.
2018, mein großes Sport-Jahr. Das Jahr, in dem ich endlich wieder zurück zur Bewegung gefunden habe. In dem ich mich als Sportanfänger gemeinsam mit Gleichgesinnten und Fortgeschrittenen-Ratschlägen den Themen Fitness und Training angenähert habe. Und weil ich mein Tagebuch gerade nicht finden kann, schreibe ich meinen Senf einfach hier nieder. Welch wunderbare Möglichkeit, dass ich genau diesen Senf dann auch noch mit euch teilen kann. Der Einfachheit wegen nenne ich es eben auch Jahresrückblick. So.
Hey Jahresrückblick! Sweat, baby! Sweat, baby!
Was es aber eigentlich viel besser treffen würde, wäre: Die Schweiß-Chroniken. Niemals zuvor habe ich so viel über Schweiß gelernt wie in diesem Jahr. “Ein Genie ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration”, sagte der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison in den 1930er-Jahren und ohne mich selbst als Genie bezeichnen zu wollen: Die Beschreibung fasst meine vergangenen Monate perfekt zusammen.
Es begann alles damit, dass ich bereits Ende 2017 neben meinem Horizont auch meinen Taillenumfang erweitert hatte. Mit jedem Buch, das ich im vergangenen Jahr zu privaten Fortbildungszwecken gelesen habe, hatte sich gefühlt ein zusätzliches Kilo an meiner Hüfte abgesetzt. Bewusst wurde mir das, als ich in diesem Februar zur Berichterstattung mit ins Miss-Germany-Camp nach Fuerteventura flog. Der Anlass erforderte einen Koffer voller Bademode und Abendgarderobe, doch nichts von dem, was ich eingepackt hatte, wollte mir recht passen.
Hinzu kam, dass ich mich nach jedem zügigen Spaziergang durch die Hotelanlage erstmal hinsetzen und durchschnaufen musste. Auf meiner Haut glänzte stets ein feiner Salzwasser-Film, der allerdings nicht von einer Meeresbrise stammte. Mir wurde klar: Würde ich nicht bald damit anfangen, etwas mehr Bewegung in mein Leben zu integrieren, könnte das fatale Folgen haben. Ich würde mich nicht nur nicht mehr selbst leiden können. Vermutlich müsste ich mich in absehbarer Zeit auch damit auseinandersetzen, wie schlecht es wirklich um meine Fitness und meine Gesundheit bestellt war.
Aus Schweiß wurde Angstschweiß.
Der aus Bewegungsmangel und Übergewicht resultierende Schweiß-Mix wich dem ersten Angstschweiß des Jahres. Mir war klar, dass sich was ändern muss. Was dann kam, wisst ihr alle: Ich beschloss, diesen Blog zu gründen. Ich, eigentlich in der Blüte meiner Jugend (*räusper*), von der Stoffwechselanalyse abgestempelt als 42 Jahre alter Speckbär. Sport musste her, Training, Bewegung, Motivation, eine bessere Fitness, bessere Ernährung, eine bessere Form.
Der Angstschweiß blieb, lediglich der Grund dafür veränderte sich. Aus der Angst, im Alter fett und krank zu sein, wurde die Angst, einen Blog gefüllt mit Herzblut an den Start zu bringen und damit zu scheitern. Zum Scheitern gibt es schließlich viele Möglichkeiten: Die Leser hassen es, Google hasst es, Facebook und Istagram hassen es, man selbst hasst es und gibt auf.
Glücklicherweise habe zumindest ich selbst Spaß an dieser eigens für mich geschaffenen Sport-Challenge gefunden. Euer Support dabei war und ist Gold wert und treibt mich nach wie vor hin zu mir bislang unbekannten Sportarten und Themen, mit denen man sich als Sportanfänger unbedingt auseinandersetzen sollte. Ein schweißtreibendes Unterfangen.
Aus Angstschweiß wurde der Stolz eines jeden Sportlers.
Nun lernte ich zum ersten Mal eine Art Transpiration kennen, deren Basis nicht Panik, Verzweiflung und Übergewicht waren. Es war der Schweiß der harten Arbeit und des Stolzes. Mit jedem Training schwitzte ich noch mehr und es wollte einfach nicht aufhören. Wer mich im Fitnessstudio suchte, fand mich dort, wo das rote Licht leuchtete – mein Kopf.
Mit der Faszination fürs Training ging die Faszination dafür einher, wie viel ein menschlicher Körper überhaupt schwitzen kann und was das für die Sportkleidung bedeutete. (Inzwischen besitze ich Sport-Waschmittel und Active Wear. Es lohnt sich. Beides.) Je mehr ich schwitzte, desto besser fühlte ich mich. Ich hatte das Gefühl, wie der Homo erectus ein Vielfaches an Schweißdrüsen zu besitzen, welcher dadurch übrigens überhaupt erst in der Lage war, Ausdauerjagd zu betreiben. Ausdauerjagd, Ausdauersport, plötzlich ergab alles einen Sinn.
In den Schweiß mischten sich Tränen.
In diese rauen Mengen Schweiß mischte sich 2018 allerdings noch eine andere salzige Flüssigkeit: Tränen. Die #40TageSport-Challenge mit meiner Freundin Tina lief so gut, dass ich dachte, mir könnte in diesem Jahr niemand etwas anhaben. Ich war auf Erfolgskurs. Das bestätigte sich, als ich für das Team “Heimliche Sieger” vom Reifenhersteller Bridgestone auserkoren wurde als Teil einer Kampagne an der Seite eines Olympiasiegers. Freudentränen. Überall. Soweit das Auge überhaupt noch reichte vor lauter Geheule.
Dann schlug das Ganze etwas um. Während des ersten gemeinsamen Trainings der “Heimlichen Sieger” zerrte ich mir die Wade. Am Stadtlauf in München, den ich auf dem Weg zum großen 10.000-Meter-Lauf mitnehmen wollte, konnte ich nicht teilnehmen. Kurz vor dem Termin zog ich mir eine Gehirnerschütterung zu und war vom Arzt leider für den Lauf-Event gesperrt. Es machte mich mental so dermaßen fertig, dass es die körperlichen Gebrechen in den Hintergrund drängte.
Wenn man plötzlich allein aufgrund seiner Existenz schwitzt
Schließlich fielen einer der schönsten und einer der schlimmsten Momente des Jahres zusammen: Meine zweite Schwangerschaft und der Bridgestone Great 10k in Berlin. Auf diesen Lauf hatten wir “Heimlichen Sieger” uns seit Mai vorbereitet. Er sollte das Highlight meines Jahres sein. Mein erster Meilenstein als Sportanfänger. Die Kür meines Kampfes zurück zu mehr Bewegung. Die Pointe für meinen Jahresrückblick. Während mein Team hoch euphorisch und im Rausch der Endorphine die Ziellinie erreichte, saß ich zu Hause auf meinem Sofa. Schwitzend, weinend.
Schwitzend? Ja. Ihr wärt schockiert, wie viel Körperflüssigkeit man am Anfang einer Schwangerschaft absondern kann. Die Wirkung des Östrogens, das während der aufregenden knapp zehn Monate ausgeschüttet wird ist absolut faszinierend (und nervig). Achso, ihr fragt euch, warum ich nicht einfach mitgelaufen bin? Weil das leider aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich war.
Das war’s nun also, dieses 2018
Nun ist das Jahresende erreicht und ich blicke auf die Höhen und Tiefen meines Jahres. Schon spannend, was so ein paar hundert Tage mit dem eigenen Leben anstellen können und wie vieles sich in dieser Zeit verändern kann. Deswegen war 2018 vor allem für eines gut: Es hat mir gezeigt, wie sehr es in unserer Hand und bei uns selbst liegt, Dinge zu verändern.
Sind wir unzufrieden, müssen wir das nicht hinnehmen und leidvoll erdulden. Wir sollten vielmehr die Ärmel hochkrempeln und mit etwas Willen und Durchhaltevermögen Mittel und Wege finden, wie wir unsere kleine Welt so gestalten können, dass es uns besser damit geht. Und wir können! Wir können immer. Es kostet nur mal mehr und dankenswerterweise auch mal weniger Überwindung und Vertrauen in die eigenen Stärken.
Amen.
Na, perlt bei euch jetzt kalter Schweiß von der Stirn nach diesem Jahresrückblick, weil es euch zu schwitzig zuging? Dann wartet mal ab, was 2019 für uns alle bereit hält! Große Pläne habe ich. Große Pläne. Und inzwischen tatsächlich auch wieder wohlverdient den Titel “Sportanfänger” inne.
Ich, Nina, Jahrgang 1986 und Gründerin des Blogs “Ich mach dann mal Sport”, bin Zeit meines Lebens verliebt in Wort und Schrift. Jetzt nehme ich euch mit auf meine Suche nach Motivation und meinen Weg zu mehr Fitness.
Tolle Leistung. Ich zieh echt den Hut ab, könntest ja glatt bei Olympia mitmachen… 🙂 Ich hoffe, ich kann nächstes Jahr an die Olympia gehen – Bin ein Riesen Fan davon. Eine Flagge der Schweiz habe ich schon besorgt. 🙂
Hihihi, danke dir, das ist aber lieb von dir. Drücke dir die Daumen, dass das mit Olypia nächstes Jahr klappt!