Es gibt viele Beweggründe für Sport. Mal möchten wir uns einfach nur im wörtlichen Sinne mehr bewegen, mal wollen wir Gewicht verlieren. Viele nutzen das Training aber auch schlichtweg als Ventil, um den Kopf mal wieder frei zu kriegen. Grund dafür können unterschiedliche Gefühle sein: Stress, Angst oder auch Trauer. In letzterem Fall kann das geplante Training zu einer Art Sport für die Seele werden. Ich möchte euch gern erzählen, was es damit auf sich hat.
Ich wurde in den vergangenen Monaten sehr oft gefragt, warum ich diesen Blog schreibe. Warum ich neben all dem, was mein Leben sonst noch bewegt, die Zeit für ein solches “Hobby” habe. Einerseits möchte ich Sportanfänger dabei unterstützen, ihren Weg zu mehr Bewegung zu finden und ihn mit ihnen gemeinsam zu gehen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, einen solchen Schritt zu gehen.
Rückschläge und Frust verletzen unsere Seele
Es ist eine Herausforderung, nicht nach den ersten Hürden und frustrierenden Erlebnissen wieder aufzugeben. Mit solchen Momenten können grausame Gedanken einhergehen: Ich schaffe nie das, was ich mir vorgenommen habe. Ich bin nicht gut genug, um endlich mal was bis zum Schluss durchzuziehen. Ich habe keine Disziplin, mein Wille ist zu schwach, ich kann nichts.
Bevor ich diesen Blog gestartet habe, hatte ich genau solche Gedanken. Grund dafür waren allerdings keine sportlichen Rückschläge, sondern das Leben als solches. Dinge verlaufen nicht immer so, wie man sie sich in seinen jungen Jahren ausgemalt hat. Selbst wenn sie so laufen heißt es nicht, dass sie einen immer glücklich machen oder so erfüllen, wie man erhofft hatte. Das kann einen fertig machen, entmutigen, verzweifeln lassen. Denn hinter solchen Gefühlen steckt deutlich mehr als ein abgebrochener Versuch, Joggen zu gehen.
Nicht die schönen Momente sind das Problem, sondern die grausamen
Auf unserem Weg zum Erwachsensein und darüber hinaus erleben wir vieles, was unser Leben prägt. Jeden Tag sind es unzählige Emotionen, die verarbeitet werden wollen und müssen. An die schönen Momente erinnern wir uns gern und zehren davon, noch Jahre später. Wir denken bewusst an sie und aktivieren damit ihre Kraft der Freude und des Trostes.
Die schlimmen und traurigen Augenblicke sind da etwas tückischer: Meist suchen sie uns dann heim, wenn wir es am wenigstens wollen. Wenn wir ohnehin bereits geschwächt sind und vielmehr etwas bräuchten, das uns stärkt, wieder aufbaut und uns die guten Seiten offenbart, die einer jeder Sache inne liegt. Diese bedrückenden Gefühle lauern jedoch in unserem Innern und lassen sich nie völlig wegsperren. Warum ich das Wort “wegsperren” verwende? Weil es genau das ist, was wir oftmals mit unseren Emotionen machen.
Verdrängte Gefühle und ihre gesundheitlichen Folgen
Genau dieses Verdrängen kann neben der psychischen Belastung aber noch andere Folgen haben: Eine in der Fachzeitschrift “Health Psychology” veröffentlichte Studie belegt, dass verdrängte Gefühle der Auslöser für zahlreiche Krankheiten sein kann. Darunter Herz- und Kreislauferkrankungen, aber auch Asthma, Diabetes und sogar Krebs. Umso wichtiger ist es, sich mit seinen Emotionen auseinandersetzen, ihnen ein Ventil zu bieten.
Ein solches Ventil kann Sport sein. Sport für die Seele. So war es zumindest bei mir und ich weiß, dass ich nicht allein da draußen bin. Körperliche Aktivitäten helfen dabei, dem Stress, den Gefühle in uns auslösen können, zu regulieren. Stress schüttet im Körper Adrenalin, Insulin und Cortisol aus – Bewegung und Sport hingegen stressabbauende Hormone, sogenannte Endorphine. Diese lösen Anspannungen und helfen uns dabei, uns zu entspannen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Wenn Sport zu Sport für die Seele wird
Es gibt jedoch Situationen, in denen eine halbe Stunde auf dem Crosstrainer oder ein kurzer Lauf an der frischen Luft nicht ausreichen. Nicht, um sich selbst wieder in den Griff zu kriegen und nicht, um Probleme für immer aus der Welt zu schaffen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in solchen Situationen nicht scheuen darf, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Geht die Hilfe dieser Menschen auch noch Hand in Hand mit Sport, kann das ein wahrer Segen sein.
Das dachte sich auch Katrin Biber aus Österreich. Ich wurde neulich durch einen spannenden Artikel im Netz auf sie aufmerksam. Die junge Frau hat vor einigen Jahren auf sehr tragische Weise ihre Schwester verloren. Die Trauer drohte sie zu übermannen, doch sie fand einen Weg aus der Krise: Aktive Trauerbewältigung durch explizit auf trauernde Menschen zugeschnittenes Training. Katrin ist Personal-, Gesundheits- und Functionaltrainerin und hat sich durch einen Trauerbegleitungskurs sehr intensiv damit auseinandergesetzt, wie man Trauer individuell aufarbeiten kann.
Trauerbewältigung in der Sportgruppe
Das Ergebnis dieser Ausbildungen ist ein Begriff, den es so bislang noch nicht in der Sportwelt gab: SeelenSport®. In ihren Sportgruppen geht es um auf die Gefühle der Trauer abgestimmte Fitness und Bewegung, aber auch darum, dass Betroffene sich miteinander austauschen können. Es handelt sich dabei also um eine Art Rückbildungskurs für Trauernde: Man setzt sich gemeinsam mit einem Thema, einer neuen Lebenssituation auseinander, die Außenstehende meist nur schwer verstehen oder nachvollziehen können.
Durch den zwischenmenschlichen Austausch und das funktionelle Training wird durch SeelenSport® beiden Seiten geholfen: dem Körper und der Seele. Das halte ich für eine ganz wunderbare Sache. Auch wenn ich selbst noch nicht an einem solchen Training bei Katrin teilgenommen habe, kann ich mir gut vorstellen, wie befreiend es sein kann. Was mir wieder einmal zeigt: Sport kann wahre Wunder wirken.
Das habe ich selbst in den vergangenen zwei Jahren mehrfach feststellen dürfen in unterschiedlichsten Situationen, die mich womöglich hätten verzweifeln lassen, hätte ich mich nicht in die Bewegung “flüchten” können. Genau dort wurden die Zweifel erst zerstreut, dann oftmals sogar zerschlagen. Und dafür bin ich wirklich dankbar. Deshalb tue ich hier, was ich tue: Einen Blog schreiben für all jene, die in mehr Bewegung und Sport etwas suchen, das ihnen hilft und sie unterstützt. Damit jemand für sie da ist, der sie versteht.
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Ich, Nina, Jahrgang 1986 und Gründerin des Blogs “Ich mach dann mal Sport”, bin Zeit meines Lebens verliebt in Wort und Schrift. Jetzt nehme ich euch mit auf meine Suche nach Motivation und meinen Weg zu mehr Fitness.