“Am Ende des Tages seid ihr Gazellen und könnt fliegen”, hat unser Coach Larissa Kleinmann gesagt. Sie muss es wissen, sie ist Profisportlerin und weiß, dass Erfolg nur eine Frage der richtigen Technik von Kopf und Körper ist. Ich habe anfangs gezweifelt, doch nun weiß ich ganz sicher: Laufen ist nicht Joggen.
Fakt ist: Laufen ist nicht Joggen
“Ich gehe dann mal Joggen”, sagte ich und trottete ab der Haustür in aller Gemütsruhe los. Warum das “echter” Sport sein soll, war mir ein Rätsel. “Mach nicht zu schnell, das wäre ein Fehler”, hat man mir immer gesagt, weshalb ich irgendwann zu der Meinung kam, dass ich besonderen langsam und konzentriert joggen muss, um erfolgreich zu laufen. Selbst wenn ich wollte, wäre ich nicht besonders schnell. Dafür gibt es sicherlich viele Gründe, der relevanteste von allen ist aber, dass ich schlichtweg über die falsche Lauftechnik verfüge – wie übrigens die meisten Menschen, die sich für gute Jogger oder sogar Läufer halten. Ganze 95 Prozent, wenn man Expertenschätzungen glaubt.
Wie ich mir anmaßen kann, so etwas zu behaupten? Indem ich gelernt habe, wie man es richtig macht und seitdem beinahe Schmerz empfinde, wenn ich beim Laufen am Isarufer oder auf dem Laufband im Fitnessstudio sehe, was Menschen dort treiben, wenn sie mutmaßlich joggen. Glaubt aber bloß nicht, die falsche Technik wäre lediglich ein Problem von Laufanfängern. Weit gefehlt! Selbst erfahrene Halbmarathonläufer muten sich mehr Arbeit, Anstrengung und Gefahr für ihren Körper zu als sie müssten. Wenn, ja wenn sie über die richtige Technik verfügen würden.
Wenn du richtig läufst, fliegst du
Große Worte von jemandem, der gerade überhaupt erst damit anfängt, Laufen für sich zu entdecken – aber weise Worte. Im Zuge meiner Vorbereitung auf den The Bridgestone Great 10k in Berlin am 14. Oktober 2018 durfte ich ins Trainingscamp von Larissa Kleinmann (Flugphase.ch). Das hat nicht nur meine Haltung zum Laufen, sondern auch meine gesamte Haltung beim Laufen verändert. Die ehemalige Profi-Athletin, die unter anderem Läuferin war und Radrennfahrerin im Kader der deutschen Nationalmannschaft, arbeitet mittlerweile erfolgreich als Laufcoach.
Sie schafft mit ihrem Konzept das, was nicht mal ihren damaligen Bundestrainern gelang: eine Lauftechnik zu erschaffen, die so natürlich wie nur möglich am Verhalten des menschlichen Körpers angelehnt ist. Mit der richtigen Lauftechnik werden die Gelenke geschont, der Läufer deutlich schneller, und das auch noch bei minimalem Kräfteaufwand. Larissa nennt das “Fliegen”. Klingt wie ein Traum? Das dachte ich auch und wurde dann daran erinnert, dass Träume dazu da sind, dass man sie lebt.
Laufen ist nicht Joggen, sondern eben Laufen
Joggen kann jeder – meint jeder. Grundsätzlich mag das richtig sein, doch die Warnungen von Gesundheitsexperten, was die Belastung des Laufens für den Körper bedeutet, kommen nicht von ungefähr. Wer falsch läuft, ruiniert sich seine Gelenke. Weil aber die Wenigsten wissen, wie man richtig läuft, verspricht die Sportmodenindustrie Abhilfe durch geeignete Schuhe. Probleme, die wir mit einer korrekten Lauftechnik gar nicht hätten, sollen bekämpft werden mit besonderen Polsterungen und Fersenbetten. Joggen ist, anders als vermutet, etwas Unnatürliches. Eine künstlich erschaffene Bewegung.
Wenn wir uns anschauen, wie sich Kinder bewegen, wie sie rennen, ohne sich überhaupt Gedanken darüber zu machen, dass sie sich bewegen, können wir etwas sehr Grundlegendes beobachten: Sie treten meist nicht mit der Ferse zuerst auf, sondern mit dem Fußballen. Der Schritt der meisten Läufer beginnt auf der Ferse und rollt dann nach vorne ab. Hierbei wirken ungemeine Kräfte auf unsere Gelenke. Das Zwei- bis Dreifache unseres Körpergewichts schießt ungebremst vom Knie über die Hüfte bis in den Rücken. Und das mit jedem einzelnen Schritt.
Hüpfen wir auf der Stelle, merken wir sehr schnell, was genau ich mit dem übermäßigem Druck über die Ferse meine: Landen wir hart auf dem hinteren Fuß, ist das absolut kein angenehmes Gefühl. Bewegen wir uns hingegen auf dem Ballen, springen wir nicht nur deutlich dynamischer, sondern auch schmerzfrei. Mit der richtigen Technik wird der Bewegungsapparat also effizient genutzt, die Kraftressourcen sowie der Körper selbst geschont.
In wenigen Punkten zu mehr Geschwindigkeit
Doch der Fußauftritt ist nicht das Einzige, was uns beim Laufen zum Verhängnis wird: Wer lange Schritte macht, zu aufrecht oder sogar nach hinten gelehnt läuft, bremst sich unnötig selbst ab. Das merken wir in dem Moment, in dem wir uns beim Laufen mal etwas von vorne lehnen. Besser formuliert: Indem wir unsere Hüfte stabilisieren und entsprechend verschieben, den Kopf oben behalten und den Antrieb nutzen, den die Physik uns ganz automatisch mitgibt.
Die meisten Läufer strengen sich unnötig an – verkrampfen ihre Arme und ihren Hals, beanspruchen ihre gesamte Beinmuskulatur und empfinden so deutlich mehr Schmerz beim Laufen als nötig. Das macht sich später nicht nur in den Fußgelenken bemerkbar, sondern sogar hoch bis zur Wirbelsäule. Doch wie funktioniert sie denn nun, die richtige Lauftechnik?
Ich, Nina, Jahrgang 1986 und Gründerin des Blogs “Ich mach dann mal Sport”, bin Zeit meines Lebens verliebt in Wort und Schrift. Jetzt nehme ich euch mit auf meine Suche nach Motivation und meinen Weg zu mehr Fitness.
Toller Beitrag, Nina!!! Ich bin immer noch nicht fit genug fuer einen laengeren Lauf draußen, taste mich Minuten- und Kilometerweise auf dem Laufband wieder an. Deine Erfahrungen und Tipps zum Fliegen werde ich mir zu Herzen nehmen und versuchen, umzusetzen! Gleich morgen, denn da ist wieder Trainungstag – ich freu mich schon drauf, wie das so sein wird!! 😀