Ausprobiert: Bodypump - Ich mach dann mal Sport

Bodypump, Frau, Sport So sehe ich aus, wenn ich beim Bodypump leide. ©Nina-Carissima Schönrock

Meine Familie macht Bodypump. Genau genommen meine Mutter und meine kleine Schwester. Seit Jahren schon. Doch wirklich ernst nimmt das niemand. Im Gegenteil: Meine Familie ist der festen Überzeugung, dass die beiden die wöchentlichen Kurse nur als Vorwand nehmen, um in der Stadt ein Eis zu essen oder sich mal wieder zum Quatschen und posieren vor dem Spiegel im Fitnessstudio einzufinden. Also habe ich das einzig Sinnvolle gemacht und sie zum Kurs begleitet. Was ich dann erlebte, machte mich fassungslos.

Bodypump Hanteln, Langhanteln und mehr: Was braucht man für das Training von Les Mills?

Mittlerweile ist “Bodypump” deshalb zu einem geflügelten Wort in unserer Familie geworden für recht viele Dinge, die letztlich bedeuten, dass mal wieder jemand unter Vortäuschung höchster Anstrengung etwas Freizeit genießt. Gehen die Ladys mal wieder zum Sport, lächelt der Rest leicht süffisant und denkt sich seinen Teil. Auch ich, wenn ich in der Heimat zu Besuch bin.

Ich denke mir dann: Haha, so wild kann das gar nicht sein mit diesem Bodypump. Schließlich hätte ich weder meine Mutter noch meine Schwester als besonders sportlich eingestuft. Aufmerksamen Lesern ist es nicht entgangen: Ich schreibe “hätte”. Auch ich habe das Trainingsprogramm der beiden bislang nicht so recht ernst genommen. Es dürfte also niemanden wundern, dass ich laut “Natürlich!” geschrien habe, als meine Mutter mich neulich gefragt hat, ob ich nicht auch mitkommen möchte zum Kurs.

Bodypump – oder: Warum ich nie wieder über meine Familie lache

Meine Sportklamotten hatte ich dabei, meine Motivation auch, mein schlechtes Gewissen, weil ich für die Kategorie “Ausprobiert” schon so lange keine Sportart mehr getestet habe, auch. Also ab nach Schramberg im Schwarzwald in den Life-Gesundheitsclub*. Im Kursraum fand ich mich gemeinsam mit zwei Herren und einigen Damen wieder, die wohl regelmäßig am Kurs teilnehmen, wie ich den Gesprächen entnehmen konnte. Somit waren mir meine Mitstreiter in mindestens einem Punk überlegen: Sie kannten die Choreographie schon.

Ja, es gibt eine Choreographie. Bei einer Sportart, die hauptsächlich mit Zubehör wie Gewichten und Hanteln arbeitet. Und das eine ganze Stunde lang. Mal ehrlich: Wenn man das nur hört, aber noch nie live gesehen hat, könnte man Bodypump unterstellen, dass es sich um eine Tanzveranstaltung handelt. Ganz ehrlich, ich halte keinen 60-minütigen Hardcore-Kraftausdauertrainingskurs durch, wenn dazu auch noch eine Choreografie gehört. Dachte ich mir – und wurde dermaßen eines Besseren belehrt, dass es weh tat. Wortwörtlich.

Das Konzept von Bodypump stammt von Les Mills und wurde mir von Trainerin Gabi nähergebracht. Danke dafür und auch für die Geduld mit mir, wäre ich bei manchen Übungen doch beinahe in Tränen ausgebrochen vor Anstrengung und Erschöpfung. Ich habe gelitten wie ein Hund und werde unter Garantie nie wieder über meine Mutter und meine Schwester lachen, die die Übungen ohne mit der Wimper zu zucken, fast ohne Schweiß und mit deutlich mehr Gewicht auf der Hantel als manch anderer weggerockt haben. Wer wissen will, wie ich im Vergleich dazu abgeschnitten habe, darf sich beim Blättern durch die Bildergalerie amüsieren – weiter unten im Text folgt dann mein Fazit zu Bodypump.

Es sei jedoch verraten, dass ich wirklich noch nie in meinem Leben einen solchen Muskelkater nach dem Sport hatte.

Wie viele Kalorien werden pro Stunde verbrannt?

Trainerin Gabi sagt: In ihrem Kurs verbrennt man 570 Kalorien in der Stunde. Ich würde schwören, dass es deutlich mehr sind, wenn man bedenkt, dass man bei einer Stunde Laufen bei zirka 600 Kalorien liegt, die verbrannt werden. Denn der Kurs setzt komplett auf Muskelkraftausdauertraining und Fettverbrennung – und das mit 800 bis 1.000 Wiederholungen!

Sind Vorkenntnisse oder Erfahrung für Bodypump nötig?

Vorkenntnisse sind keine nötig. Wer allerdings etwas Erfahrung mit Langhantel-Training hat, ist definitiv im Vorteil. So ist nämlich gewährleistet, dass die Übungen sauber ausgeführt werden, obwohl man aufgrund der Musik und Choreo etwas unter “Zeitdruck” ist, wie ich es jetzt mal nenne. Die Abläufe zwischen den einzelnen Übungen sind fließend und haben mich das ein oder andere Mal hinterherhinken lassen, obwohl Trainerin Gabi wirklich stark darauf geachtet hat, mich Anfängerin nicht zu verlieren, sondern brav durch jede Übung durchzumotivieren bis zum Ziel.

Überhaupt würde ich sagen, dass es wahnsinnig wichtig ist, die Übungen lieber sauer auszuführen als verzweifelt mit den erfahreneren Teilnehmern mithalten zu wollen. Lasst euch von eurem Trainer vor der Stunde in Sachen Gewichte und Ausführung der Übungen beraten. So habt ihr auch als Sportanfänger eine Chance, Spaß an der Sache zu haben.

Ist die Sportart für Sportanfänger geeignet?

Nach meiner ersten Kursstunde muss ich sagen: Nein. Ich habe den Kurs besucht, als mein Fitnesslevel wirklich noch nicht gut war. Zwar habe ich bis zum Schluss durchgehalten, musste bei manchen Übungen aber Abstriche bei den Wiederholungen machen und war vor allem schon nach nur 10 Minuten so am Limit, dass ich zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung hatte, ob ich Bodypump überhaupt bis zum Schluss überlebe.

Das war aber ein Stück weit mein Fehler: Eigentlich ist Bodypump nämlich so konzipiert, dass sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene auf ihre Kosten kommen. Wie das geht? Indem man die Intensität des Trainings über die Gewichte steuert. Anfänger sollten sich leichte Gewichte schnappen und stets die “leichtere” Variante der Übungen wählen, die der Trainier anbietet. Dann geht das schon irgendwie, sagen zumindest Experten aus dem Hause Les Mills. An einer Sache halte ich aber fest: Ganz ohne Vorkenntnisse sollte man die Finger vom Kurs lassen. Ein Grundgespür fürs Aufwärmen vorab, sinnvoll koordinierte Bewegungsabläufe und eine Ahnung von der Belastung durch Gewichte sollte schon vorhanden sein.

Ist die Sportart gut als Ausdauertraining geeignet?

Cardio-Fans finden im Bodypump sicherlich eine neue Challenge für sich, weil wirklich alles auf Kraftausdauertraining ausgerichtet ist und somit eine gute Ergänzung zum sonstigen Training darstellt. Ein Ausdauertraining stellt der Kurs aber definitiv nicht dar. Wenn ihr zu Bodypump passendes Ausdauertraining machen wollt, hat Les Mills hierfür aber auch einige Kursangebote im Petto.

Ist die Sportart gut als Krafttraining geeignet?

Naja, als Krafttraining im Sinne von “Pumpen” eigentlich nicht. Denn bei Bodypump handelt es sich nicht um Krafttraining im klassischen Sinne, sondern um Kraftausdauertraining. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Aber: Die Muskeln wachsen auch durchs Kraftausdauertraining. Somit ziehe ich also hierfür Bilanz anstatt fürs Krafttraining: Das Kraftausdauertraining wird durch das Kurskonzept schon beinahe mitreißend gestaltet. Reines Pumpen in der Muckibude mag einen vielleicht anöden, aber die Power eines Bodypump-Kurses trägt einen durch ein dynamisches Gruppentraining.

Da es sich um ein Ganzkörpertraining handelt, wird hauptsächlich an der Kraftausdauer gearbeitet, die aber eben kein Vergleich ist zur “klassischen” Ausdauer, wie man sie vom Laufen, Zumba oder dem Crosstrainer kennt. Die schlanken Muskeln im gesamten Körper sollen geformt und definiert werden, ohne dass man sich dabei “aufpumpt”. Das Geheimnis besteht hier wirklich aus vielen Wiederholungen bei moderaten Gewichten und einigen Peaks, die die Herzfrequenz erhöhen und so für einen metabolischen Effekt sorgen.

Ist die Sportart für Menschen mit Gelenkproblemen geeignet?

Es ist eine gewisse Grundfitness erforderlich für diesen Sport, doch Trainerin Gabi sagt: Für die Gelenke ist dieses Programm von Les Mills tatsächlich gelenkschonend – vorausgesetzt, man führt die Übungen wirklich sauber und sorgfältig aus. In ihren Kursen trainieren auch Menschen mit künstlichen Gelenken und operierten Kreuzbandrissen – das geht wohl gut, da Bodypump fast nur aus statischen Gelenkbewegungen besteht und in allermeisten Fällen ohne Sprünge auskommt, die die Gelenke belasten würden.

Die Muskeln, die vom Gewichtstraining profitieren, sollen die Gelenke sogar ein Stück weit schützen. Von mir gibt’s 4 von 5 Kettlebells an dieser Stelle, denn: Im Kurs lernt man, seine eigene Körperlast mit der Muskulatur zu halten und nicht mit den Gelenken. Das ist allerdings ein Prozess, der sich nicht von jetzt auf gleich einstellt und einiger Trainingseinheiten bedarf bis zum gewünschten Punkt.

Wie abwechslungsreich ist dieser Sport?

Auch wenn es beim Bodypump letztlich “nur” um Hantel- und Gewichttraining geht, ist es aufgrund des Kursaufbaus tatsächlich sehr abwechslungsreich. Wäre es nicht so unfassbar anstrengend, würde ich fast sagen “unterhaltsam”. Wer den Kurs regelmäßig besucht, kommt zudem in den Genuss unterschiedlicher Choreographien. Musik und Übungen wechseln nämlich nach einiger Zeit auch mal und die von Les Mills ausgebildeten Trainer bringen neuen Schwung in die Gruppe.

Dadurch, dass das Training quasi “im Rudel” stattfindet und für wirklich jeden Teilnehmer auch nach einigen Kurseinheiten noch immer verdammt anstrengend ist, schweißt das zusammen. Auf eine ganz besondere Bodypump-Art und Weise. Das ist übrigens etwas, was ich an diesem Kurs wirklich sehr schätze: Man hat immer was, worüber man danach reden kann. Währenddessen hat man schließlich kaum Luft dazu. Aber jede Stunde hinterlässt einen besonderen Eindruck und motiviert einen für die nächste Stunde. Sogar mich, obwohl ich nach meiner ersten Stunde lieber tot umgefallen wäre, als eine Treppe steigen zu müssen. Trotzdem brenne ich seitdem darauf, mal wieder am Kurs teilnehmen zu können.

Die Kettlebells stehen hier für 0=gar nicht, 1=nicht unbedingt, 2=geht so, 3=einigermaßen, 4=gut, 5=sehr gut

Wenn du noch weitere, konkrete Fragen zu Bodypump beantwortet haben möchtest, findest du die Antworten darauf in einem FAQ-Artikel zu Bodypump. Hierin habe ich die wichtigsten Fakten und Infos noch mal für euch gebündelt.

* Vielen Dank an dieser Stelle auf an das Life, Trainerin Gabi und Fitness-Fee Silvi dafür, dass ich mich als Gast einmal mitquälen durfte und dabei so toll von euch umsorgt wurde.

 


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3 Kommentare: Ausprobiert: Bodypump

  1. Tobias sagt:

    Nach meiner ersten BodyPump Stunde habe ich mich wie Nina gefühlt und hatte am nächsten Tag den schlimmsten Muskelkater meines Lebens.
    Das Problem ist, das in den Fitnessstudios oft falsch begonnen wird. Und dadurch manche abgeschreckt werden, obwohl BodyPump ziemlich genial ist und sehr viel Spaß macht. In den Trainervideos aus Neuseeland wird auch extra empfohlen, das Anfänger nur die ersten 4 Lieder mitmachen und sich dann wöchentlich steigern. Außerdem macht es Sinn mit wirklich sehr sehr niedrigen Gewichten anzufangen (1kg Scheibe). Und bei manchen Übungen wie z.B. Lied 6 und 8 nur die Stange, ohne weitere Gewichte zu nehmen.
    Wenn man sich da langsam herantastet ist auch für absolute Anfänger BodyPump geeignet und die Motivation weiter zu machen ist sehr hoch, da man sehr schnell Erfolge hat und durch die Musik viel Spaß hat.
    Seit kurzem gibt es das auch On Demand für zu Hause, allerdings nur auf englisch.

    • Nina-Carissima Schönrock sagt:

      Hi Tobias! Du hast recht, die Musik macht wirklich viel aus … sonst hätte ich meine erste Stunde vermutlich gar nicht so tapfer durchgehalten! Der darauffolgende Muskelkater kam zwar direkt aus der Hölle, hat sich aber auch wie eine unglaublich große Belohnung angefühlt. Ich bin mir sicher, dass ich nicht zum letzten Mal beim Bodypump war! Vielen Dank auf jeden Fall für deinen Erfahrungsbericht und deine Tipps! Liebe Grüße!

  2. Lina Marina Gina sagt:

    Ich hatte genau vor Einem Jahr meine erste Body pump stunde und konnte danach fast 1 Woche nicht mehr laufen….so ein deftigen Muskelkater hatte ich noch nie zuvor.
    Musste sogar schmerzmittel einnehmen.
    Ttotz allem hab ich weiter gemacht und siehe da 7 Wochen später nach Wöchentlichem trainig hatte ich kein Kater mehr nach dem Trainig.

    Gehe jetzt 2 mal die Woche in einen Kurs.
    Es macht so viel Spass und gibt mir ein enormen Ausgleich zu meinem Mami alltag.

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